Münster – Für Heilpraktiker in Deutschland gibt es keine verbindliche Berufsordnung. Ihre Zulassung hängt lediglich von einer amtlichen Überprüfung ab, die klären soll, ob von ihrer Arbeit „eine Gefahr für die Volksgesundheit“ ausgeht. Eine Expertengruppe, der „Münsteraner Kreis“, macht nun Vorschläge für eine umfassende Reform.
Das „Münsteraner Memorandum Heilpraktiker“ skizziert zwei Lösungsansätze. Die Abschaffung des Heilpraktikerberufs oder dessen Ablösung durch eine Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe (Mehr dazu im Deutschen Ärzteblatt, Ausgabe 33/34).
Eine interdisziplinäre und unabhängige Expertengruppe, der „Münsteraner Kreis“, hat Vorschläge erarbeitet, wie eine – auch vom Gesetzgeber angestrebte – Neuregelung des Heilpraktikerwesens in Deutschland aussehen könnte. In Österreich ist das Heilpraktikerwesen verboten, in anderen europäischen Staaten wird es stark reguliert. Anders in Deutschland: Hier genießen Heilpraktiker weitestgehende [...]
„Im Lauf der Jahre ist bei meinen Mitarbeitern und mir das dringende Bedürfnis entstanden, der Problematik von Alternativmedizin auf den Grund zu gehen“, betonte Bettina Schöne-Seifert, Professorin für Medizinethik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU).
Aus diesem Grund hatte sie im Juni 2016 ausgewiesene Experten der Komplementären und Alternativen Medizin (KAM) verschiedener Fachrichtungen nach Münster eingeladen, um über KAM und das Heilpraktikerwesen zu diskutieren. Einige Experten des daraufhin gegründeten „Münsteraner Kreises“ brachten dazu ihre eigenen Forschungsergebnisse zu den von Heilpraktikern angebotenen Verfahren sowie der Motivation der Patienten ein.
Man habe ausloten wollen, wie ein solidarisches Gesundheitswesen verantwortlich und fair mit dem „Clash zwischen gefährlicher Pseudowissenschaft und Selbstbestimmung umgehen sollte“, sagte Schöne-Seifert.
Bereits vor gut einem Jahr hatte die Bundesregierung erklärt, die Zulassungsregeln für Heilpraktiker überprüfen zu wollen. Zuvor hatte es mehrere Todesfälle bei
Patienten eines alternativen Krebszentrums am Niederrhein gegeben. Ein Heilpraktiker hatte sie mit einem nicht als Medikament zugelassenen Stoff behandelt, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
dauern nach wie vor an.
Wenn das Ziel der Expertengruppe die Ausbildung ist, dann müsste ein Vorschlag doch folgendermaßen aussehen. Regulieren Sie die Ausbildung und setzen Sie die Zulassungshürden etwas höher. Es gibt in Deutschland ein ausgeprägtes System an Heilpraktikerschulen, an denen die medizinische Ausbildung gelehrt und auf die Prüfung vorbereitet
wird. Da einer der Hauptkritikpunkte auf der Ausbildung liegt, sollte man das "so oder so" bereits gelebte in ein Gesetz gießen. Die Ausbildung hat an einer Schule zu erfolgen, die dann auf die
Staatliche! Prüfung vorbereitet. Alle anderen Vorschläge, wie abschaffen oder deutlich eingrenzen, zeigt die wahre Intention der Gruppe - sich einer erfologreichen Konkurrenz zu entledigen. Am besten
fangen wir einmal bei den 17.000 Ärztefehlern im Jahr an. Warum gibt es in Kliniken keine genormten Checklisten zu Arbeitsabläufen, wie beispielsweise im Cokcpit um Fehler zu vermeiden. Wieso darf
ein Assistenzarzt in den moisten Fällen seinem Chefarzt nicht widersprechen, um durch eine Diskussion vielleicht zu einer besseren Lösung zu finden. Vielleicht hilft auch hier ein Blick in einen
Beruf der genauso wenig Fehler veträgt - den Pilotenjob. Aber das ist hier ja nicht das Thema. In aller Kürze: Ausbildung kann man starker regulieren (dann wird das bereits gelebte in ein Gesetz
gegossen), aber Vorschläge wie abschaffen sind wirklich sehr daneben und lassen die Intention der Verfasser all zu deutlich durchscheinen.
Ich habe bereits ein Studium hinter mir und arbeite erfolgreich in meinem Job. Dennoch verfolge ich mein Interessensgebiet die Medizin über die Heilpraktikerausbildung. Auf die Prüfung bereite ich
mich seit 2,5 Jahren vor (Schulbesuch). Aktuell mit einer intensiven Vorbereitung auf die Prüfung. Das ist alles andere als eine einfache Prüfung, die man geschenkt bekommt, sondern erfolgt letzlich
durch den Amtsarzt! Ich finde es fast schon erschreckend, wie hier auch die Amtsärzte diskreditiert werden, die die Prüfung ja abnehmen.
Die Regulierung der Ausbildung war ja bereits letztes Jahr schon in Diskussion (aufgrund der Todesfälle, bei der ein HP u.a. gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen hatte). Hier gab eine Anhörung, bei
der die Ärztekammer gegen eine weitere Regulierung der Ausbildung war, da diese den Beruf ja weiter aufwerten würde und damit weiterhin Konkurrenz machen würde. Ich habe einige Ärzte in meinem
Freundeskreis und alle unterstützen meine Ausbildung. Von allen kam die Aussage, dass sie sich dann lieber bei mir behandeln lassen wollen, als von Kollegen. Vielleicht sollte man eher mal die
Ökonomisierung des Gesundheitssystem hinterfragen, in dem nur noch Kosten zählen und nicht mehr der Mensch (wie viele Ärzte bezeugen können). Beispielsweise nachzulesen in einem Interview
pensionierter Ärzte bei der Süddeutschen.
In Summe wirkt die Veröffentlichung wie ein Hilfeschrei, der deutlich aufzeigt was im regulären Medizinbetrieb falsch läuft. Nur weil Heilprakitiker scheinbar besser auf den Menschen eingehen und
mehr und mehr Zulauf haben, obwohl der Patient selbst zahlen muss, kann man doch nicht nach deren Abschaffung verlangen. Vielmehr ware es doch notwendig sich ein mal zu hinterfragen, warum viele
Patienten immer mehr und mehr das Vertrauen in die reguläre Medizin verlieren.